KI-Anwendungen für Coaching, Prävention und Scouting

Das ist der dritte Teil (den Info-Text dazu, was künstliche Intelligenz ist, nicht dazugerechnet) meiner Text-Reihe zum großen Thema künstliche Intelligenz (KI) im Sportbusiness (inklusive recht informativer Videos). Diesmal geht es um das Anwendungsfeld Bewegtbildanalyse für Coaching, Prävention und Scouting. Zahlreiche professionelle Sportvereine wie unter anderem Real Madrid, Werder Bremen oder Eintracht Frankfurt nutzen hierfür bereits KI.*

RainerSturm_ pixelio_deOft sind die Grenzen fließend zwischen den einzelnen Einsatzmöglichkeiten der auf dem Markt befindlichen KI-basierten Anwendungen. Das Angebot von Teravolt kann sicher nicht nur für ein verbessertes Seherlebnis sorgen, sondern soll auch sinnvoll für Trainer, Sportmanager und Scouts sein.

Andere Anbieter wie das israelische Startup Track160, das mit der Deutschen Fußball Liga kooperiert, aber auch das in Hamburg stationierte Startup Bepro oder das US-Unternehmen Hudl bieten ebenfalls KI-basierte Videoanalysen und Highlight-Clips von Fußballspielen mithilfe von beim Spielfeld zu stationierenden Kameras mit 3D-Bildtechnologie. Bepro und Hudl haben sich dabei mehr auf Trainer und Spieler konzentriert.Die Software und Kameras sollender Unterstützung des Trainings unter anderem durch visuelle Fehleranalyse dienen. Nach Angaben von Bepro gehören in Deutschland bisher 60 Fußballclubs von der ersten bis zur fünften Liga zu den Kunden des Unternehmens. Darunter zählt auch der 1. FC Köln. Unter 10 000 Euro soll die Software pro Saison kosten.

Auch das Unternehmen SciSports macht etwas Vergleichbares wie Bepro. Zur Visualisierung noch ein Erklär-Video zu deren SAS-Plattform (KI und extra aufgestellte Kameras sollen beim Scouting helfen):

In der Formel 1 unterstützt Amazon Web Services (AWS) die Teams und hat dabei mehrere Einsatzmöglichkeiten: Die Cloud-Sparte von Amazon soll die Rennställe mit neuartigen Analysen bei der Renngestaltung helfen und für eine bessere Zuschauerunterhaltung sorgen. Die KI berechnet unter anderem während des Rennens die optimalen Zeitfenster für Boxenstopps. Außerdem lassen sich die Leistungen der Fahrer im Vergleich mit historischen Daten besser analysieren. Diese Erkenntnisse lassen sich auch visualisieren, um sie mit den Zuschauern in Echtzeit zu teilen. Ein Tool also sowohl für die sportliche Leitung der Rennställe als auch die Berichterstattung.

Was Track160 und vergleichbare Startups mithilfe von Bewegtbildanalysen anbieten, setzt die Firma Kinexon bei 14 NBA-Teams und seit dieser Saison bei Eintracht Frankfurt mittels Sensoren um: Ein Sensor in einem speziellen Gürtel am Oberkörper der Spieler misst alle Bewegungs- und Positionsdaten im Training und Spiel in Echtzeit. So können auch Beschleunigung oder Sprunghöhen erfasst werden. Über die so gemessenen Leistungsparameter kann die Belastung im Training und Spiel so ausgerichtet werden, dass Verletzungen wegen Überanstrengung oder Müdigkeit möglichst vermieden werden.

Das Münchener Unternehmen Kinexon betreibt Tracking, das von KI unterstützt wid, in anderen Sportarten weitreichender als im Fußball. So wurden für die EHF Velux Champions League bereits 3D-Fernsehbilder produziert. Und bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft in Wien wurde den TV-Zuschauern unter anderem der aktuelle Kalorienverbrauch und die Sprunghöhe der einzelnen Spieler eingeblendet. Im Eishockey ist dank der Kinexon-Technik das Ausweisen der Härte der Bodychecks möglich, letztlich sogar eine Rangliste mit den härtesten Körpertreffern. Gleichzeitig sind derlei Daten geeignet, um Trainern beziehungsweise dem medizinischen Betreuerstab einen Hinweis zu geben, dass der Spieler zum Schutz seiner Gesundheit eine Pause braucht.

Auch Sportartikel-Produzenten arbeiten, vielfach zusammen mit kleineren Startups, an KI-basierten Anwendungen. Auch hier zum Zwecke der Gesundheitsprävention und Leistungssteigerung. Das amerikanische Tech-Unternehmen Sensoria hat bereits Laufsocken mit KI und eine dazugehörige App mit einem Sprachassistenten entwickelt und plant, dies mit einem smarten Laufschuh zu kombinieren. Die Textilsensoren in der Sohle messen dabei Auftrittswinkel und die Geschwindigkeit des Läufers. Ein zentraler Sensor liefert die klassischen Leistungsdaten und ist zudem für die Vernetzung mit den Laufsocken und dem Sprachassistenten zuständig. Der Sportler kann mit der App damit während des Trainings visuell oder per Sprachassistent Hinweise erhalten, was er zur Leistungssteigerung und Gesundheitsprävention verbessern kann – darunter den Laufrhythmus, die Fußstellung und damit einhergehende Kraftverteilung.

 Anwendungsfeld Recruiting: Talentscouting mit Smart Data

Während der FIFA Weltmeisterschaft 2018 in Russland klagten einige Nationaltrainer, dass sie zwar Zugriff auf so viele Daten über die eigenen Spieler und gegnerischen Teams hätten wie noch nie, gleichzeitig aber die ungeheure Masse kaum bewältigen könnten. Dabei kann KI auch dafür sorgen, dass „Big Data“ zu „Smart Data“ wird. Hilfe für Trainer in diesem Bereich verspricht eine Form der KI, die darauf trainiert ist, die unstrukturierten Daten für sie zu analysieren und nach Mustern zu suchen.

Auch beim Scouting neuer Spieler oder Recruiting von neuen Mitarbeitern kann diese Form der KI helfen. So nutzt etwa Werder Bremen eine Lösung beim Scouting von Spielern, die die Bremer Firma Just Add AI auf der Basis des KI-Systems Watson (IBM) entwickelte: Auf der „JAAI Scout“ betitelten Plattform laufen Berichte und Bewertungen der von Werder angestellten Scouts zusammen. Darüber hinaus sucht sich das Tool selbständig weitere relevante Leistungs- und Spieldaten sowie Informationen über die Profis im Internet – auch aus sozialen Medien. Damit soll JAAI Scout helfen, die Leistungsfähigkeit und damit den Marktwert des möglichen Neuzugangs besser einzuschätzen und außerdem aus eigener Kraft Talente ausfindig zu machen.

Das Feld Scouting beackert auch Wyscout: Das italienische Unternehmen spricht selbst vom „umfangreichsten Fußball-Videoarchiv der Welt“ mit über 460 000 beobachteten Fußballspielern, rund 211 000 katalogisierten Partien und 250 weltweit analysierte Wettbewerben und richtet sich dabei an Spieler, Trainer, Journalisten, Schiedsrichter, Scouts oder Spielervermittler, für die es auch einzelne Produkte gibt. Zum Kundenkreis gehören unter anderem Borussia Dortmund und Real Madrid. Mannschaften und einzelne Spieler können bis ins Detal analysiert werden – beispielsweise was die Team-Taktiken betrifft oder erzielte Tore per Kopf, mit dem linkem oder rechten Fuß oder per Freistoß. Spielervermittler können neben der Analyse und Beobachtung von Spielern selbige bewerben und über die Plattform vermitteln.

 

* Dieser Text ist Teil eines Artikels, den ich für das Sportbusiness-Magazin SPONSORs geschrieben habe und der dort in leicht modifizierter Version veröffentlicht wurde.

Bildquelle: Rainer Sturm / pixelio.de

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