Autofreie Spieltage beim 1. FSV Mainz 05

Passend zu den eher kleineren Maßnahmen für Nachhaltigkeit im deutschen Profi-Mannschaftssport, die auf dieser Homepage bereits thematisiert wurden, ist der „autofreie Spieltag“, die der  1. FSV Mainz 05 immer mal wieder öffentlich wirksam proklamiert hat. Dabei geht es nicht nur darum, den Fans zu sagen: „Kommt mal nicht mit Eurem Auto zu unseren Heimspielen, sondern möglichst klimafreundlich.“*

05ER_Fahrrad-Übungsplatz_quadLaut der Klimaberatungsfirma CO2OL entstehen rund zwei Drittel der CO2-Emmissionen, die den Fußball-Bundesligisten zugerechnet werden können, durch die An- und Abreise der Zuschauer zu den Stadien. Ein großes Problem also für jeden Club. Erst recht, wenn man sich wie der 1. FSV Mainz 05 sich selbst seit 2010 „erster klimaneutraler Verein der Fußball-Bundesliga“ nennt.

Geschafft wurde dies mithilfe von Partnern wie dem Energieversorger Entega (Hauptsponsor 2009/10 bis 2014/15) und Maßnahmen zur Kompensation und Reduzierung von CO2-Emmissionen. Der CO2e-Fußabdruck, der ab 2010 zunächst in Zusammenarbeit mit dem Ökoinstitut e.V. Darmstadt und Entega und später allein mit Entega für jede Saison ermittelt wird, zeigt auf, dass auf den Bereich der Fanbewegung zu Heim- und Auswärtsspielen der Profis der größte Teil der CO2-Emissionen zurückzuführen ist. Aufgrund dieser Erkenntnis versucht der Club seit 2010, die Emissionen in diesem Bereich gezielt zu verringern und die Fans zu einer klimafreundlichen Anreise zu bewegen.

Hilfreich: Gute Anbindung und eine spezielle Bevölkerungsstruktur

Geholfen hat bei diesem Bestreben sicherlich auch der Umzug vom alten Stadion am Bruchweg in die neue Spielstätte (seit 1. Juli 2021 MEWA Arena): Die Infrastruktur hat sich verbessert, unter anderem gibt es mehr Fahrradstellplätze: Beim neuen Mainzer Stadion gibt es 2 500 Fahrrad-Stellplätze, wohingegen es am alten Bruchwegstadion gar keine ausgewiesene Abstellfläche für Fahrräder gab, an Spieltagen wurden Fahrräder überwiegend wild rund ums Stadion abgestellt.

Zudem ist die Arena vom Hauptbahnhof Mainz mit Shuttlebussen des ÖPNV innerhalb von sechs bis sieben Minuten zu erreichen. Nach Angaben des Clubs können mit den Bussen an einem Heimspieltag bis zu 20 000 Fans zur MEWA Arena gebracht werden. Motivation, auf eine Anreise mit dem eigenen Auto zu verzichten, dürfte auch der Umstand mit sich bringen, dass am neuen Stadion die Parkmöglichkeiten sehr begrenzt sind. Das angrenzende Gelände der Universität Mainz kann zwar an einem Spieltag zum Parken mitbenutzt werden, dennoch gibt es notorisch zu wenig Parkplätze für anreisende Fans. Hilfreich in Sachen einer Reduzierung von CO2-Emmissionen seiner Fans ist es für den Club zudem, dass es in der Studentenstadt Mainz per se viele Radfahrer gibt hat und damit auch unter den 05er-Fans.

Begünstigt von diesen Rahmenbedingungen hat der Bundesligist schon mehrfach „autofreie Spieltage“ veranstaltet. Dabei wurden die Fans im Vorfeld eines Heimspiels medienwirksam und über die Kommunikationskanäle des Clubs dazu aufgerufen, klimafreundlich zum Spiel anzureisen. Es gab unter anderem einen kostenlosen Fahrradservice mit einem Check des Rades durch Mechaniker und auf das Spieltags-Motto angepasste Gewinnspiel-Aktionen.

Geringer Aufwand für Mainz 05

Der monetäre und personelle Aufwand für die „autofreien Spieltage“ hält sich für Mainz 05 in Grenzen. Neben der Kommunikationsabteilung, die Botschaften für eine klimafreundliche Anreise produziert und verbreitet, bedarf es Mechaniker für den angebotenen Radservice oder Hilfskräfte für die Durchführung der Gewinnspiele. Diese Aktionen wurden In Kooperation mit dem SponsorEntega umgesetzt undhat damit gleich ein Stück weit die Partnerschaft mit dem Bundesligisten aktiviert.

Effekt von rund 50 Prozent

Ob es nun an dem Ausrufen von „autofreien Spieltagen“ liegt oder an anderen Faktoren wie der verbesserten Infrastruktur rund um das neue Stadion: Nach Clubangaben sind mit rund 50 Prozent deutlich mehr Fans mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den 05er-Heimspielen angereist als es beim alten Stadion am Bruchweg der Fall war. Entsprechende Erhebung wurde vor der Corona-Pandemie durchgeführt. Auch aufgrund der Zuschauerzahl-Beschränkungen durch Corona verzichtet der Club derzeit auf „autofreie Spieltage“, genauso wie auf aktuelle Auswertungen.

Unabhängig davon bleibt festzuhalten: Die Initiative „autofreier Spieltag“ mag zunächst nur ein kleines Rädchen sein, um das Klimabewusstsein der Fans zu verbessern. Zugleich setzt die Maßnahme bei einem Thema an, das für rund zwei Drittel der durchschnittlichen CO2-Emmissionen an einem Spieltag verantwortlich ist. Zusätzlich vervollständigt sie das Bild von einem Club, der sich selbst als klimafreundlich bezeichnet. Somit steigert diese Maßnahme das Ansehen auch bei Nicht-Fußball-Interessierten. Mehr Infos unter: https://www.mainz05.de/engagement/05er-klimaverteidiger/aktionen-initiativen/

 *Auch dieser Text entstand im Auftrag des Sportbusinessfachmagazins Sponsors, wo er mit zusätzlich Infos in einem Nachhaltigkeits-Report veröffentlicht wurde.

(Bildquelle: 1. FSV Mainz 05)


 

 

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