Große Sponsoren für kleine Vereine

Ein neues Vermarktungsmodell soll helfen, dass sich große Unternehmen auch bei Vereinen der untersten Spielklassen als Sponsor engagieren. Im Online-Bereich funktioniert das Modell über Banner-Werbung auf den Vereinshomepages bereits. (Der folgende Text wurde in dieser Woche im „Kicker“ in einer etwas kürzeren Version veröffentlicht)

Normalerweise hat ein kleiner Fußballverein aus der sechsten oder siebten Liga keine Chance, ein großes Unternehmen als Sponsor zu gewinnen. Peter Lorenz musste diese Erfahrung machen und hat sich als Vorstandsmitglied des SV Viktoria Preußen 07, dessen erste Männermanschaft gerade gegen den Abstieg in die Kreisoberliga kämpft, schon die „Hacken wund gelaufen“, um Sponsoren zu finden. Oft erfolglos.

Dabei ist der Verein aus dem Frankfurter Stadtteil Eckenheim auf Geld von Sponsoren angewiesen. „Mit Würstchen-Verkauf bekommen wir die Kosten für unser alljährliches dreitägiges Jugendturnier nicht rein“, sagt Lorenz. Die 17 Jugendmannschaften müssen ebenfalls finanziert werden. Daher ist der Verein auf Geldgeber aus der Wirtschaft angewiesen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Amateurvereinen kann Lorenz stolz Sponsoren vorweisen, die aus dem sonst üblichen Schema mit dem örtlichen Bäckermeister oder der Dorfapotheke herausfallen: Beispielsweise konnten Fraport, Lotto Hessen und Mainova dank der nötigen Kontakte als Partner gewonnen werden. Damit stellt Lorenz’ Verein aber eine große Ausnahme dar.

Denn in aller ernüchternder Regelmäßigkeit heißt es sonst von großen Firmen: „Wir wollen einen Gegenwert für unser Geld haben.“ Und den, so sagen sie es Leuten wie Lorenz ganz offen, bekommen sie ihrer Meinung nach nur im Profisport. Dort, etwa in der Bundesliga, sind ihre Werbebanner und Logos durch die intensive Berichterstattung der Medien für Millionen Menschen sichtbar. Deswegen pumpen Unternehmen wie VW, Allianz oder Bwin ihre Budgets für Sponsoring bevorzugt in die Bundesliga. Kleine Vereine wie der SV Viktoria Preußen 07 kommen hingegen in aller Regel nicht einmal an der Empfangsdame vorbei.

Banner-Werbung für tausende Homepages

Die Agentur Anschlusstor aus München hat sich diesem existenziellen Problem angenommen und vermittelt seit 2007 namhafte Sponsoren für ein Netzwerk aus tausenden kleinen Klubs zwischen Regionalliga und Kreisklasse. „Der einzelne Kleine ist schwach und uninteressant, aber gebündelt hat man mehr Erfolg“, erklärt Philip Wältermann von Anschlusstor.

Im Online-Bereich kann die Agentur, die durch kleine Erfolgsprovisionen mitverdient, mit Banner-Werbung auf den Vereinshomepages bereits Erfolge vorweisen: „Wir kooperieren aktuell mit rund 5000 Vereinen und sportaffinen Webseiten, auf deren Homepages bereits Banner von Unternehmen wie Intersport, Adidas oder Samsung geschaltet wurden“, sagt Wältermann. .

Abhängig von den jeweiligen Zugriffszahlen können unterklassige Vereine durch die Banner-Werbung 100 bis 250 Euro pro Saison einnehmen. Das ist ja gar nichts, könnte man sagen. Peter Lorenz sieht das anders: „Selbst so kleine Beträge helfen uns.“ Vor allem müssten sie dafür nichts tun, außer die Banner auf ihrer Homepage einzubinden.

Werbeplakate für 750 Vereinsheime

Online-Werbung ist aber nur ein Weg wie Anschlusstor große Sponsoren zu kleinen Vereinen bringen will. Banden und reale Werbebanner auf den Sportplätzen und Vereinsheimen sollen für neue Einnahmen. „Aktuell können wir bei 1000 Vereinen Banden anbringen und in 750 Vereinsheimen Werbeplakate platzieren“, sagt Wältermanns Kollege Max Engel. Viel Luft nach oben also wenn man bedenkt, dass es in Deutschland insgesamt über 25 400 Fußballvereine gibt. Immerhin hat die Agentur nach eigenen Angaben bereits 21 000 Adressen von Vereinen in ihrer Datenbank. Und laut Engel könnte schon jetzt ein Sponsor anstatt auf einer Bande bei einem Zweitligisten zu werben, auch in den unteren Ligen einer ganzen Region präsent sein.

Für eine Bande bei einem unterklassigen Verein werden pro Saison durchschnittlich rund 600 Euro berechnet, inklusive Produktion, Anlieferung und Wartung. Die Folgejahre kosten dann bis zu 50 Prozent weniger. Zum Vergleich: ein Sponsoring in der 2. Liga kostet ganz grob einen fünf- oder sechsstelligen Betrag.

Sponsoring mit gemeinnützigem Charakter

Profitieren kann ein Sponsor dabei nicht nur durch die Sichtbarkeit in der Breite, die Engel bei 1000 Vereinen auf 2,2 Millionen Nettokontaktchancen pro Saison beziffert, sondern zudem dadurch, dass es von vielen Menschen als ein Unternehmen mit einem Sinn für Gemeinwohl gesehen wird.

Noch ist das Offline-Modell mit Banden nicht so erfolgreich wie die Online-Werbung. Für einen Abschluss sei die Zeit, seitdem man Ende vergangenen Jahres mit dem Offline-Konzept auf dem Markt gegangen ist, zu kurz gewesen, sagt Engel. Man befinde sich aber in „guten Gesprächen mit potenziellen Sponsoren“. Und mit Werbeplakaten an Vereinsheimen oder in Umkleidekabinen habe man erste Erfolge erzielt.

Gute Chancen Sponsoren für kleine Vereine zu finden, rechnen sie sich bei der Münchner Agentur für den Sommer aus, wenn die aktuelle Saison abgelaufen ist und die Werbegelder bei den Unternehmen für die nächste Saison verplant werden.

Ob sich dann der Erfolg einstellt, wird sich zeigen. Vielleicht verhindern auch die Kosten pro Bande einen Durchbruch der Vermarktungsidee. Schließlich müsste ein Unternehmen, das sich bei 1000 kleineren Vereinen als Bandensponsor engagieren will, etwa 600 000 Euro bezahlen.

Ein Problem könnte auch der Umstand sein, dass viele große Unternehmen wie beispielsweise Mercedes rigoros auf „Premium“ setzen und nur hochklassige Sponsorings abschließen wollen.

Peter Lorenz vom SV Viktoria Preußen 07 hofft inständig, dass es etwas wird mit großen Bandensponsoren der Marke Samsung. Nachdem bislang noch kein Bandensponsor gefunden wurde, ist Lorenz mittlerweile zwar etwas weniger optimistisch, will aber weiter an der Partnerschaft mit Anschlusstor festhalten. Wenn er mehr als die bisher überwiesenen 125 Euro bekäme, würde uns das schon helfen.“

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