Mehr Geld aus dem Ausland

Eine aktuelle Studie macht klar: Die Klubs der Bundesliga werden künftig noch mehr Geld verdienen – durch Sponsoren aus dem Ausland. Denn im Vergleich zu anderen Top-Ligen in Europa hat die Bundesliga hier noch Nachholbedarf.*

Wenn alles perfekt laufen würde, kann sich die Bundesliga auf eine Ausländerschwemme freuen. Die Rede ist nicht von Spielern, die deutsche Talente auf die Reservebank verdrängen, sondern von Sponsoren aus dem Ausland. Von denen gibt es in der Bundesliga noch zu wenige. Noch. Denn immer mehr Klubs erkennen das Potenzial in der Fremde und versuchen verstärkt, im Ausland neue Geldgeber zu finden. Der FC Bayern hat sogar ein eigenes Büro im New Yorker Nobel-Stadtteil Manhatten eröffnet – um von dort aus den FCB noch bekannter in den USA zu machen. Und der VfL Wolfsburg stellte kürzlich seinen ersten chinesischen Sponsor der Vereinsgeschichte vor: Jia Duo Bao Herbal Tea, ein Getränkehersteller. Für VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann „ein Meilenstein für unsere internationalen Vermarktungsaktivitäten“.

Noch haben die Bundesligisten aber viel Luft nach oben: Laut einer aktuellen Studie des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Repucom kommen in dieser Saison von den insgesamt 2743 Sponsoren in der Bundesliga nur sieben Prozent aus dem Ausland. Dabei investieren diese 192 ausländischen Firmen vergleichsweise viel: 21 Prozent von den insgesamt 523 Millionen Euro, die die 18 Bundesligisten durch Sponsoring in dieser Spielzeit einnehmen, gehen auf das Konto von Samsung und Co. – schon jetzt also fließen über 109 Millionen Euro aus dem Ausland.

Geht man nach Ländern investieren Sponsoren aus den USA (z. B. Coca-Cola) mit 29 Prozent das meiste Geld in Werbung in der Bundesliga. Auf Rang zwei liegen russische Firmen (u. a. Gazprom bei Schalke 04) mit 15 Prozent und Sponsoren aus Italien (z. B. Alfa Romeo bei Eintracht Frankfurt) mit 11 Prozent auf dem dritten Platz. Aus Saudi-Arabien (z. B. Emirates beim HSV) kommen 8 Prozent und aus Südkorea (u. a. LG Electronics bei Bayer Leverkusen).

Für Philipp Kupfer, Director Consulting bei Repucom, ist das aber erst der Anfang: „Vor zehn Jahren kamen noch deutlich weniger Sponsoren aus dem Ausland. Das Sponsoring in den europäischen Top-Fußballligen wird insgesamt globaler.“ Fluglinien oder Autoproduzenten scheinen immer mehr Gefallen am europäischen Top-Fußball als eine für sie passende Werbeplattform zu finden.

Im Vergleich zur Premier League haben die deutschen Klubs noch einiges nachzuholen, was Sponsoringverträge mit internationalen Unternehmen betrifft: Bei Chelsea, Arsenal und Co. kommen insgesamt 77 Prozent der Sponsoring-Einnahmen aus dem Ausland und nur 23 Prozent aus dem Inland. Auch in der italienischen Serie A kommen noch 40 Prozent aller Sponsoring-Gelder aus dem Ausland. Zum Vergleich: In der Bundesliga fließen79 Prozent der Sponsoring-Erlöse aus dem heimischen Markt.

Das mag auch mit der starken deutschen Wirtschaft zu tun haben und damit, dass es in Deutschland lange entwickelte Sponsoringpyramiden mit vielen regionalen Partnern gibt. So etwas haben die Klubs der Premier League nicht. Dafür haben die englischen Klubs aber frühzeitig das Potenzial im Ausland erkannt und die Vermarktung dort konsequent vorangetrieben. Durch gute TV-Verträge in attraktiven Zielmärkten wie Asien oder den USA waren sie zudem medial präsenter als die deutschen Klubs. „Die Bundesliga arbeitet diesen Rückstand aber gerade auf“, ist sich Kupfer sicher.

* Dieser Artikel wurde in leicht veränderter Form in der heutigen Ausgabe des “Kicker Sportmagazin” veröffentlicht.

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