DOSB jetzt für Sportlotterie

Der Weg scheint frei für die Deutsche Sportlotterie (DSL): Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, hat sich bei einer Tagung des DOSB in Leipzig öffentlich für die DSL ausgesprochen. Bislang hatte sich der Dachverband gegen die Einführung der Lotterie gesperrt.*

Am Dienstag habe er mit seinen Kollegen im DOSB-Präsidium auch über das Thema Sportlotterie sowie Weiterentwicklung der Glücksspirale gesprochen, sagte Hörmann zunächst vor den versammelten Bundestrainern der Spitzensportverbände. Nun habe er die Hoffnung auf „einige Millionen mehr für den Sport“. Die Nachfrage, ob das bedeute, der DOSB habe seine bisherige Blockade-Haltung aufgegeben, bejahte Hörmann und fügte hinzu: „Ich werbe bereits seit Wochen für die Sportlotterie und dass weniger die Gefahren, sondern mehr die Chancen gesehen werden.“ Er sei „positiv optimistisch“, dass über diesen Weg neue Einnahmen für den Sport generiert werden können.

Vor wenigen Wochen klang das noch anders. Insbesondere der Generalsekretär des DOSB, Michael Vesper, hatte immer wieder betont, dass es mit der Glücksspirale des Deutschen Toto- und Lottoblocks sinngemäß bereits eine Sportlotterie gebe und man Kanibalisierungseffekte befürchte. Dies würde auch eine Studie untermauern.

Hörmann will eine nüchterne Diskussion

Paradoxerweise sahen die Deutsche Sporthilfe um Vorstand Michael Illgner sowie Lotto Hessen diese Gefahr nicht. Sie begründeten dies ihrerseits mit einer anderen Studie mit gegenteiligem Ergebnis und beteiligten sich als Gesellschafter an der DSL, die von den Unternehmern Gerald Wagener und Torsten Toeller ins Leben gerufen war. Als markante Werbefigut wurde zudem Diskus-Olympiasieger Robert Harting ins Boot geholt.

Vor allem Harting hatte über die Medien die Blockadehaltung des DOSB und der Landessportbünde harsch kritisiert und sogar von „mafiösen Strukturen“ gesprochen. Mit Blick auf diese Auseinandersetzungen sagte DOSB-Präsident Hörmann, dass man das Konzept der Sportlotterie „nüchterner und ohne Emotionen, die nicht weiterhelfen“, diskutieren sollte. Einen Einstieg des DOSB als Gesellschafter der DSL schloss Hörmann aber weiterhin aus: „Darum geht es derzeit nicht.“

Trotz der nun getätigten Umpositionierung des DOSB-Präsidiums könnte es aber noch ein paar oppositionelle Kräfte gegen die DSL geben: Die Landessportbünde hatten mit Blick auf ihren großen Geldgeber, den Deutschen Toto- und Lottoblock, vehement die Glücksspirale gegen die vermeintlich neue Konkurrenz verteidigt und entsprechend Position bezogen.

DSL wartet noch auf Erteilung einer Konzession

Aktuell wartet die DSL noch auf die behördliche Genehmigung, um das Geschäft starten zu können. Zum Ärger der Initiatoren, die sich über die aus ihrer Sicht ungewöhnliche Dauer des Genehmigungsverfahrens bereits öffentlich beschwert haben.

Die Gesellschafter wollen mit den Erlösen die deutschen Spitzensportler der olympischen Sportverbände finanziell besser unterstützen als das bisher durch den DOSB und die Deutsche Sporthilfe der Fall ist. Ausgwählte Sportler sollen so bis zu 1000 Euro pro Monat als Grundeinkommen erhalten, so das Ziel.

Nachtrag:

Aufgrund der Berichterstattung auf SPONSORs.de hat mich Christian Klaue, Pressesprecher des DOSB, angerufen und darauf hingewiesen, dass von einer Blockade oder ähnlichem durch den DOSB gegen die Sportlotterie nicht gesprochen werden könne. Bereits nach Veröffentlichung der Pläne zur Initiierung der Sportlotterie im Oktober habe sich der DOSB aufgeschlossen gezeigt und dies auch so kommuniziert. Auch habe DOSB-Präsident Hörmann in einem Statement Anfang April noch einmal darauf hingewiesen, dass der DOSB weiterhin grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber der Idee einer Sportlotterie sei.

Nun will ich jedem zugestehen, sich selbst ein Bild zu machen. Daher der Nachtrag. Meiner Meinung nach (und deshalb habe ich auch die oben stehende Meldung nicht korrigiert) sind aus beiden genannten Pressemitteilungen klar die überwiegenden Bedenken gegen „die Idee einer Sportlotterie“ (allein diese Formulierung lässt meines Erachtens mitschwingen, dass man mit dem Konzept der DSL nicht glücklich war) herauszulesen. Zwischen den Zeilen. Die Äußerungen Hörmanns am Dienstag in Leipzig wiederum haben den Eindruck vermittelt, dass mittlerweile die Bedenken nicht mehr überwiegen. Insofern ist die Einlassung Klaues aus meiner Sicht mehr eine Kritik an der gewählten Formulierung, die aber Ansichts- und individuelle Geschmackssache ist und bleibt. Wie so oft.

 

 * Dieser Text erschien in einer etwas kürzeren Fassung am 28.5.2014 auf SPONSORs.de.

(Bildquelle: Deutsche Sportlotterie)

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