Deutsche Diabetes Gesellschaft kritisiert Nutella-Sponsoring

Das war ja wohl nur eine Frage der Zeit, dass jemand die Diskrepanz zwischen Hochleistungssport und Sponsoring von Produzenten ungesunder Lebensmittel anprangert. Der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Erhard Siegel, hat heute in einer Sonderbeilage der „Süddeutschen Zeitung“ kritisiert, dass die deutsche Gesellschaft die Brisanz des Themas Diabetes als Volkskrankheit nicht wahrnehmen will. Konkret festgemacht hat er dies am Beispiel einer früheren Werbekampagne mit der deutschen Fußballnationalmannschaft für einen kakaohaltigen Brotaufstrich.

Dass damit Nutella gemeint sein muss, wurde vermutlich nur aus juristischen Gründen nicht gesagt (und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Anwälte dieses Marktführers es wirklich nötig haben, einen Blogger wie mich, der eins und eins zusammenzählt, deswegen anzugehen).

Siegel erklärt im Interview, warum genau er das Sponsoring kritisiert: „Hier wird praktisch alles falsch gemacht, was man für die Aufklärung in Richtung gesunde Ernährung tun kann.“ Die Botschaft sei klar: „Mit solch einer Ernährung wird man sportlich, leistungsstark und vielleicht berühmt. Kindern, die in iherer Entwicklung sehr anfällig für falsche Ernährung sind, wird suggeriert, dass die Helden in unserem Land diesen süßen Brotaufstrich esse und dadurch ihre Kraft beziehen“, so Siegel weiter, der unter an der Uni Kiel lehrt und Chefarzt sowie ärtzlicher Direktor in der Klinik für Gastroenterologie und Diabetologie und Ernährungsmedizin am St. Josefskrankenhaus in Heidelberg ist.

„Das ist ein fataler Trugschluss“, sagt Siegel weiter zu den suggerierten Inhalten. Dieser Trugschluss sorge wahrscheinlich erneut für viele neue Fälle von Typ-2-Diabetes. Tatsächlich gibt es einige weitere Beispiele von Sponsorships, die aus dieser Perspektive zu kritisieren wären: Sei es Bastian Schweinsteiger vom FC Bayern München, der für Kartoffelchips als Testimonial wirbt oder sein Teamkollege Thomas Müller, der für Müller Milch die Werbetrommel rührt und dabei ausblendet, dass dieses Getränk aus ernährungstechnischer Sicht wohl auch nicht wirklich zu empfehlen ist (wobei das keine Feststellung ist, sondern nur eine Vermutung, liebe Anwälte!).

Beim Bier ähnliche Problematik

Auch die Sponsorings von Coca-Cola und McDonald’s bei solchen Sportgroßevents wie den Olympischen Spielen oder der FIFA WM sind unter diesem Gesichtspunkt wohl durchaus kritikwürdig. Es ist aber wenig wahrscheinlich, dass sich außer Menschen wie dem Präsidenten der Diabetes Geselllschaft daran stören und dies zu einem Umdenken in der Marketingstrategie führen wird wie es bei den Bierbrauern zu beobachten war: Als einmal der damilige DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisierte, dass man ja junge Menschen nicht durch das Sponsoring des DFB-Partners Bitburger zum Alkohol-Konsum verleiten sollte, reagierte der Bierbrauer kurzerhand und wirbt seitdem für seine „0,0-Promille“-Marke. Wenigestens das könnte etwa Coca-Cola mit seiner Coke Zero nachmachen.

(Bildquelle: Henrik Gerold Vogel / pixelio.de)

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