Nachhaltige Maßnahmen im deutschen Profi-Mannschaftssport

Der Teufel steckt wie so oft im Detail, daher soll hier nicht breitflächig darüber schwadroniert werden, was alle schon wissen (sollten): Nachhaltigkeit ist auch für Profi-Clubs, die im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen, von großer Relevanz, bedeutsam für ihr Ansehen und so weiter und so fort. Vielmehr soll es hier in mehreren Texten darum gehen, was deutsche Clubs im Profi-Mannschaftssport bisher im Einzelnen getan haben, aktuell tun oder noch vorhaben, um nachhaltiger zu handeln und dazustehen. Begonnen wird mit einem Vorreiter in diesem Bereich: dem VfL Wolfsburg.

Man könnte so einiges über die Kombination VfL Wolfsburg und Nachhaltigkeit schreiben. Seit ein paar Jahren definiert sich der Club stark über dieses Thema und hat eine Vielzahl an Aktionen dazu durchgeführt. Sei es etwa, dass der VfL nur noch mit Lieferanten zusammenarbeitet, die bestimmte nachhaltige Kriterien erfüllen. Eine Firma, die also zum Beispiel Toilettenpapier an den Club liefern will, muss erstmal eine Checkliste durcharbeiten, um zu hinterlegen, dass gewisse nachhaltige Standards eingehalten werden. Dieses Prozedere läuft über das System vom Mutterkonzern Volkswagen und dürfte einmalig sein im deutschen Profi-Sport. Genauere Infos dazu wollte der VfL auf Anfrage leider nicht machen. Warum wurde nicht begründet – vielleicht ist es einfach zu aufwendig, sich diesbezüglich mit VW abzustimmen, welche Infos dazu nach außen gegeben werden dürfen. Wer weiß.

csm_220329-vfl-wolfsburg-roord-knaak-oatly_04194a3975_quadEin aktuelles Beispiel für nachhaltige Lieferanten kam diese Woche: Der Bundesligist arbeitet künftig mit einem schwedischen Unternehmen zusammen, das Drins aus Hafermilch liefert anstatt aus Kuhmilch – was deutlich umweltschonender sein soll, allein schon weil es keine Kühe für die Produktion gibt, die Unmengen an Methangas in die Atmosphäre pupsen. Weitere Infos dazu hier auf der VfL-Homepage.

Bei anderen Themen ist der Bundesligist weitaus auskunftsfreudiger als es beim Lieferanten-Check der Fall ist. So veröffentlicht der Club alle zwei Jahre einen Nachhaltigkeitsbericht, über den sich Geschäftspartner, Sponsoren, Fans, Mitglieder, Mitarbeiter und Journalisten informieren können, was alles zum Thema Nachhaltigkeit getan wurde und noch geplant ist. Vielfach gelobt dieser Bericht und tatsächlich auch immer wieder lesenswert. Der Nachhaltigkeitsbericht 2020 des VfL ist hier zu finden.

Keine tiefgehende Analyse, sondern mehr ein deskriptiver Ansatz

Für das Sportbusinessfachmagazin SPONSORs habe ich mich intensiv mit den nachhaltigen Maßnahmen des VfL auseinandergesetzt und die Aktion „Race To Zero“ näher beleuchtet. Den Text dazu gibt es hier. Konkret bin ich bei allen herausgesuchten Maßnahmen den Fragen nachgegangen, was die Motivation dafür war, was das Ziel, wie die bisherige Umsetzung aussieht und welche Ressourcen (Personal, Geld, Material) dafür eingesetzt wurden. Also mehr ein beschreibender, berichtender Ansatz und weniger eine Bewertung oder Analyse. Um tiefgehend und erschöpfend zu beurteilen, wo die Maßnahme ihre Stärken oder Schwächen hat, fehlt mir ehrlicherweise die fundierte Expertise. Und Experten dafür heranzuholen und sie mittels Zitaten für eine Beurteilung einzubauen, wäre relativ zeitaufwendig und letztlich wohl auch nicht sonderlich erkenntniserhellend: Liest man sich durch, was sogenannte Nachhaltigkeitsexperten immer wieder mal in den Medien daherplappern, fühlt man sich wie bei einem dieser Fußball-Experten, die meist nur das sagen, was man sich als halbwegs kundiger Fan selbst schon denken kann. Bevor sich jetzt vielleicht jemand aufregt: Wie immer gibt es hier und dort Ausnahmen.

Letztlich kann man aber auch jedem Leser zugestehen, sich selbst einen Reim zu machen und zu einem eigenen Urteil zu gelangen. Ein paar Ansätze für eine Bewertung werden bei den folgenden Texten immer geliefert, manchmal mehr, manchmal weniger. Die Beschreibung der nachhaltigen Maßnahmen allein dürften schon einen Erkenntniszugewinn bringen.

Das Auswählen war nicht so einfach

Zumal ich zusammen mit der SPONSORs-Redaktion geschaut habe, welche Maßnahmen sind interessanter als andere. Über das x-te Photovoltaik-Dach muss nicht mehr geschrieben werden – selbst wenn das eine sinnvolle bauliche Investition ist. Es geht in den folgenden Texten also um nachhaltige Maßnahmen, die bestenfalls ein Alleinstellungsmerkmal haben, die clever sind und optimalerweise von anderen Clubs nachgemacht werden können.

Die deutschen Profi-Clubs haben inzwischen eine ungeheure Zahl an nachhaltigen Maßnahmen umgesetzt. Wie so oft sind die Clubs im Fußball denen in den anderen Sportarten einiges voraus, was an den deutlich größeren zur Verfügung stehenden Ressourcen liegen wird. Gern hätte ich die Clubs aus dem Basektball, Handball oder Eishockey noch mehr einbezogen, allerdings war das Feedback von dort einfach zu mager. Also wird wieder einmal sehr auf Fußball fokussiert. Einer Studie zufolge soll es im deutschen Profi-Fußball über 750 nachhaltige Maßnahmen geben. Insofern war das Aussieben der interessanteren Maßnahmen eine große Aufgabe. Und bestimmt wurden ein paar gute übersehen. Wer eine konkrete, nachhaltige Maßnahme vermisst, kann sich gern bei mir melden: kuske@tobiaskuske.de

 

(Foto Startseite: Joujou / pixelio.de)

(Foto im Text: VfL Wolfsburg)

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