Zur Tour de France: Sechs Fragen an… Werner Starz

Eurosport hält seit Jahren die Fahne für den Profi-Radsport hoch. Gerade in Deutschland: Nach dem Ausstieg von ARD und ZDF 2011 aus der Live-Berichterstattung von der Tour de France baute der pan-europäische Sender die Live-Berichte von Radrennen sogar kräftig aus. Vor dem Start der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt sprach ich mit Werner Starz, Director Product Development Eurosport, zur neuen Konkurrenz durch die ARD bei der Live-Berichterstattung. Aber auch über innereuropäische Unterschiede bei der Diskussion um die Doping-Problematik im Radsport sowie über das Zuschauerinteresse am Radsport.

Herr Starz, ärgert Sie es, dass die ARD wieder live von der diesjährigen Tour de France berichtet und Eurosport damit nicht mehr wie in den Vorjahren exklusiv von der Frankreich-Rundfahrt berichtet?

Starz: Nein, das ärgert mich nicht. Im Gegenteil: Das ist sehr positiv für den Radsport insgesamt. Das hilft letztlich auch unseren Übertragungen vom Radsport. Die Tour de France macht schließlich nur einen Teil der Radsport-Übertragungen auf Eurosport aus. Von der Tour berichten wir rund 90 Stunden, vom Radsport insgesamt aber 1800 Stunden, davon 450 Stunden live.

Eurosport hat seine Übertragungen vom Radsport in den vergangenen Jahren stark ausgebaut.

Starz: Wir sind damit der Forderung nach einer klaren Positionierung nachgekommen. Eurosport ist inzwischen die Adresse in Europa für den Radsport. Bei Eurosport sind alleine 23 Events der UCI World Tour zu sehen.

Hat sich diese Positionierung auch beim Zuschauerzuspruch ausgezahlt?

Starz: Als Spartensender sind wir mit den Reichweiten überaus zufrieden. Der Peak während des diesjährigen Giro d’Italia war am 30. Mai während der vorletzten Etappe um 16.50 Uhr mit 0,432 Millionen Zuschauern ab drei Jahren. Der Marktanteil lag dabei für die Zielgruppe ab 14 Jahren bei sechs Prozent. Insgesamt sahen europaweit 5,34 Millionen verschiedene Zuschauer ab drei Jahren den Giro auf Eurosport. Drei bis vier Prozent Marktanteil in der Spitze bei den Übertragungen vom Giro d’Italia oder knapp 400 000 Zuschauer im Schnitt bei der letztjährigen Tour de France alleine in Deutschland sind relevante Werte für unsere Werbekunden. Auch im Vergleich zu anderen Sportarten.

Gab es denn bei Eurosport keine Überlegungen, ob man wie ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung vom Radsport aussteigt? Eurosport ist mit der Positionierung pro Radsport quasi den entgegengesetzten Weg zum Boykott der Öffentlich-Rechtlichen gegangen.

Starz: Ein Verzicht auf Berichterstattung löst keine eventuell vorhandenen Probleme. In anderen Ländern hat es derartige Forderungen nicht in dem Maße gegeben wie in Deutschland. Diese Debatte gab es nur hier. Vielmehr haben wir über die sozialen Medien von Fans die Rückmeldung bekommen: `Wir stehen zu diesem Sport. Und schön, dass Ihr ihn weiter begleitet.´

Die Doping-Problematik im Radsport hat für Eurosport also überhaupt keine Rolle gespielt?

Starz: Doch, schon. Der Radsport hat aber viel unternommen im Kampf gegen Doping. Das war uns wichtig.

Sie sagen, Eurosport sei mit den erzielten Einschaltquoten bei den Übertragungen vom Radsport zufrieden. Insbesondere auch in den übrigen europäischen Ländern, in die Eurosport ausstrahlt. Das klingt nicht so als hätte das Interesse am Radsport bei Sportfans durch die Dopingskandale fundamental und unwiderruflich gelitten.

Starz: Die Olympischen Spiele 2012 in London haben geholfen, dass der Radsport im englischsprachigen Raum Auftrieb erhält. Und hierzulande sind die neuen nationalen Helden wie John Degenkolb oder Marcel Kittel ein wichtiges Teilelement. Das hat dem Radsport zu mehr Präsenz in den deutschen Medien verholfen. Es gibt in Deutschland eine breite Fanmasse für Radsport.

(Bildquelle: veit kern / pixelio.de)

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  1. Radsport: Auferstanden aus Ruinen - 13. Juli 2015 at 16:46

    […] ehemaligen Teammanagers Hans-Michael Holczer und dem Director Product Development von Eurosport, Werner Starz, sind noch weitergehende Aussagen zum Thema zu […]

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