DOSB konkurriert mit Sporthilfe – Teil 2

Im ersten Teil hatte ich bereits ausgeführt, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sporthilfe (DSH) nicht bloß Partner bei der Spitzensportförderung sind, sondern auch Konkurrenten. Unter anderem bei der Sponsorenakquise. Ein Vergleich der jeweiligen Aktivitäten drängt das Fazit auf, dass die beiden Organisationen nicht optimal zueinander aufgestellt sind.*

Petra Bork  / pixelio.deGenerell lässt sich konstatieren: Die Macher der Sporthilfe haben frühzeitig erkannt, dass sie über Events und Preisverleihungen nicht nur Botschaften vermitteln können, sondern auch Geldgeber, Spender und Sponsoren gewinnen. Deswegen hat die DSH gleich mehrere, regelmäßig stattfindende Veranstaltungen. Neben der bereits genannten Verleihung der „Goldenen Sportpyramide“ sind das der „Ball des Sports“, das „Fest der Begegnung“, bei dem auch der „Juniorsportler des Jahres“ geehrt wird, das „Sporthilfe Golf Masters“ und das „Sporthilfe Elite-Forum“, wo geförderte Spitzen-Athleten auf Gesprächspartner aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens treffen. Beispielsweise auf den Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, Adidas-Chef Herbert Hainer oder Schriftsteller Christoph Hein.

Bei allen genannten Events hat es die Sporthilfe geschafft, sie zu einem gesellschaftlichen Ereignis zu machen, wo sich Elite und Prominenz aus Sport, Wirtschaft, Politik, Medien und Kultur die Hand reicht. Das gilt insbesondere für den „Ball des Sports“, der im vergangenen Jahr ein Nettoergebnis von 700 000 Euro erwirtschaftete und den der DOSB allzu gerne in seiner Imagebroschüre als „Event im olympischen Umfeld“ aufführt – ohne dabei zu erwähnen, dass die DSH der Organisator ist.

Auf Seiten des DOSB sieht es dagegen mit derlei Events etwas mau aus. Als „wohl größte und bedeutendste Bühne für ein nationales Engagement“ wird das Deutsche Haus bei den Olympischen Spielen angepriesen. Nur kann ein Deutsches Haus in Sotchi oder Rio alle zwei Jahre sicher weniger bei der Akquisition von neuen Sponsoren helfen als ein alljährlich lockeres Kennenlernen beim „Ball des Sports“. Oder beim Putten auf dem satten Grün des Land- und Golf-Clubs Öschberghof bei Donaueschingen beziehungsweise beim anschließenden Gala-Dinner.

Die Sporthilfe weiß zudem die Sportler für sich in Szene zu setzen, ohne dass das aufgesetzt wirkt. Neben der Einbindung der Athleten bei den genannten Events, schickt die DSH mit Unterstützung des Sponsors Robinson die erfolgreichsten Sportler des Jahres in den Urlaub und zeigt so ihre Nähe zu den Athleten – was sich natürlich gut gegenüber Sponsoren verkaufen lässt. Der DOSB hat zuletzt mit einer Willkommensfeier nachgelegt; die eindrucksvollste war wohl die nach London 2012, als der DOSB mithilfe seines Partners Dertour die deutsche Olympiamannschaft auf das Kreuzfahrtschiff MS Deutschland einlud. Kreuzfahrtschiff hier, Urlaubsclub dort: Interpretiert man wirklich zu viel rein, wenn man das als Wetteifern um die Nähe zu den Athleten versteht?

Als sich im Zuge der Auseinandersetzung um die Sportlotterie rund 100 Olympioniken für die Position der DSH und damit gegen den zaudernden DOSB und die zeternden Landessportbünde stellten, muss das ein schmerzliches und zugleich alarmierendes Signal für Hörmann und Co. gewesen sein: Denn was ist der DOSB schließlich ohne den Rückhalt seiner Top-Athleten?

DSH-Netzwerk vs. DOSB-Anspruch

Der DOSB benötigt nicht nur Rückhalt bei den Top-Athleten, sondern auch in der Gesellschaft. Der Verband sagt über sich selbst, er sei die „Stimme des Sports“. Wenn das so ist, dann muss diese Stimme noch lernen, mehr Gehör in der Spitze der Gesellschaft zu finden. Die besseren Zugänge zu Industrie undMäzen zumindest, dürfte die DSH haben. Seit sich der Unternehmer Josef Neckermann 1967, also noch im Jahr der Gründung, zum Vorsitzenden wählen ließ, bestehen glänzende Kontakte zu den Eliten Deutschlands. „Rund 300 hochrangige Persönlichkeiten aus der Gesellschaft“, so schreibt es die DSH auf ihrer Homepage, unterstützen die Stiftung als „Kuratoren“ – und zwar „in besonderem Maße“. Soll heißen: Finanziell. Aber nicht nur. Das Kuratorium wählt auch aus seiner Mitte die Mitglieder des Aufsichtsrates, fördert die Zwecke der Stiftung, berät den Vorstand und Aufsichtsrat und nimmt den Jahresbericht des Vorstands entgegen. Im Rahmen des „Fests der Begegnung“ trifft sich das Kuratorium zu seiner jährlichen Sitzung.

Die Zusammenstellung des Aufsichtsrats kann sich wahrlich sehen lassen: Werner E. Klatten (Vorsitzender), Franziska van Almsick, Michael Beckereit (jeweils stellvertretende Vorsitzende), Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Jürgen Fitschen, Johannes B. Kerner, Marion Rodewald, Markus Schächter, Carsten Spohr, Klaus Steinbach, Christa Thiel und Bodo Uebber.

Wem ein paar der Namen auf Anhieb nichts sagen, dem sei geholfen: Bodo Uebber ist seit 2003 Vorstandsmitglied der Daimler AG. Jürgen Fitschen ist Co-Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank. Markus Schächter hat als Intendant des Zweiten Deutschen Fernsehens und des Fernsehsenders Phoenix bis März 2012 über das Schicksal der Fernsehsportarten entschieden. Carsten Spohr ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa.

Und schließlich Werner E. Klatten, seit 2008 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe: Ein Mann, der nicht nur als ehemaliger Geschäftsführer von Sat.1 und Vorstandsvorsitzender von EM.TV (heute Constantin Medien) beste Kontakte in die Medien- und Sportbusinessbranche hält, sondern zum Beispiel auch von Haus aus als Schwager von Susanne Klatten über exzellente Zugänge in die Industrie verfügt. Susanne Klatten ist die Tochter des verstorbenen Industriellen Herbert Quandt. Laut des Magazins „Forbes“ gilt sie mit einem geschätzten Vermögen von 17,4 Milliarden US-Dollar als reichste Frau Deutschlands.

Derlei Zugänge helfen natürlich. Zum Beispiel bei der Suche nach Sponsoren. Und so verwundert es nicht, dass die DSH als „Nationale Förderer“ ausschließlich Top-Konzerne aufzählen kann: Lufthansa, Mercedes-Benz, Deutsche Telekom, Deutsche Bank. Dass mit Uebber, Spohr und Fitschen zudem Vertreter der Sponsoren im Kontrollgremium sitzen, dass also Externe aus der Wirtschaft aktiv mitmischen, scheint beim DOSB derzeit undenkbar. Vielleicht wirkt aber gerade wegen der Verflechtung mit der Wirtschaft die DSH im Gesamten besser aufgestellt. Wegen des ausgeprägteren unternehmerischen Denkens.

 Pseudo-Freundschaft vs. Neudefinition

Bemerkenswert ist zudem, dass die Verantwortlichen von DSH und DOSB sich bewusst gegen ein gemeinsames Vorgehen bei der Suche nach Sponsoren entschieden haben. Das mag beim Thema Breitensport Sinn machen. Doch warum die beiden Organisationen nicht ihre Kräfte bündeln, um somit ein Mehr für die Vermarktung des Spitzensports herauszuholen, ist nicht nur schwer nachzuvollziehen, sondern bleibt von beiden Parteien auch stets unbeantwortet.

Von außen betrachtet, erinnert die Entwicklung der beiden Organisationen durchaus an die der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Als 2001 die DFL gegründet wurde, hatte sich rasch abgezeichnet, was im Profifußball alles erreicht werden kann, wenn man einer Idee mehr Raum lässt. Und wenn man die Handelnden des Liga-Büros vom bremsenden Ballast der Verbandspolitik ein Stück weit befreit. Schon bald stand die Bundesliga weit besser da als es der DFB jemals für möglich gehalten haben dürfte.

Sicher, der DFB hat seither viel aufgeholt. Insbesondere was professionelle Strukturen und die Vermarktung betrifft. Auch aufgrund eines Grundlagenvertrags, der auf dem Gedanken der grundlegenden Wichtigkeit einer erfolgreichen Nationalmannschaft für die Liga und den Fußball in Deutschland basiert, und der dem DFB stattliche Zuschüsse von der DFL garantiert.

Das Beispiel zeigt, dass es eine ständige Aufgabe für DOSB und DSH bleibt, keine unnötigen Überschneidungen, Diskrepanzen und Kräfte zehrende Konkurrenzsituationen entstehen zu lassen – oder bereits bestehende zu beseitigen. Bisher, so muss man konstatieren, scheinen die beiden Organisationen dieser Aufgabe noch zu wenig angenommen zu haben.

*Dieser Artikel wurde in der aktuellen August-Ausgabe des Fachmagazins SPONSORs in einer leicht modifizierten Form veröffentlicht.

(Bildquelle: Petra Bork / pixelio.de)

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  1. Sportförderung: Sporthilfe vs. DOSB - 28. August 2014 at 11:46

    […] folgt Teil 2 dieser Gegenüberstellung von DSH und DOSB, da es sonst, also ungeteilt, ein zu großer und damit […]

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