Wo und wann werden die meisten Trainer entlassen?

Die fristlose Kündigung von Gertjan Verbeek am 23. April durch den 1. FC Nürnberg war die achte Trainer-Entlassung in der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Der Holländer hatte erst am 21. Oktober das Amt übernommen. Nicht nur dieses Beispiel, auch eine aktuelle Erhebung des europäischen Fußballverbandes UEFA macht deutlich: Trainerjobs sind von kurzer Dauer. Zwischen Juli 2010 und Juni 2013 kam es in ganz Europa zu über 1700 Kündigungen. Und der Juni ist der gefährlichste Monat für Trainer – und damit ein teurer für die Klubs.

Laut den Statistiken der UEFA wurden zwischen Juli 2010 und Juni 2013 in 700 europäischen Klubs aus 43 Ländern im Schnitt 2,7 Trainer gefeuert – die Bundesliga ist mit durchschnittlich zwei bis drei Entlassungen pro Saison im Mittelfeld. Am entspanntesten können Trainer in Nordirland arbeiten. Dort ist ein Coach im Durchschnitt 86 Monate angestellt. In der Bundesliga sind es nur 22 Monate. Der europäische Durchschnitt liegt bei 17 Monaten Dienstzeit.

Trainer Entlassungen_UEFA

Und noch etwas: Aus den Statistiken lassen sich auch Unterschiede in der Mentalität und Kultur herauslesen. Während man im hohen Norden, also in Norwegen, Schweden, Finnland, aber auch Island und Dänemark vergleichsweise lange am Trainer festhält, sieht das im Süden und Südosten Europas völlig anders aus. In Italien, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Griechenland Albanien, Bosnien-Herzigovina, der Türkei oder Zypern scheint der Trainerjob in erster Linie eines zu sein: vorübergehend.

Ob es am hitzigen Temperament liegt oder an den höheren Temperaturen, die laut einiger Psychologen zu mehr Aggressionen führen sollen, dazu macht die UEFA keine Angaben. Fakt ist: Während etwa in Griechenland zwischen Juli 2010 und Juni 2013 pro Klub über fünf Trainer vorzeitig „Γεια σου!“ sagen mussten – also Tschüss – waren es in Schweden, Norwegen oder Finnland oft weniger als nur ein Übungsleiter pro Verein.

Die meisten Trainer werden während einer laufenden Spielzeit entlassen. Nur 35 Prozent der Kündigungen wurden nach Abschluss der Saison ausgesprochen. Dazu passt, dass der beliebteste Monat für Trainer-Entlassungen der Sommermonat Juni ist – kurz nachdem die Mehrzahl der europäischen Ligen ihre Saisons beendet haben und die Transferphase noch nicht begonnen hat.

Dezember ebenfalls gefährlich für Trainer

Aber auch der Dezember ist gefährlich für Fußballtrainer. In den meisten Ligen beginnt dann bald die Winter-Transferphase, eine Zeit also, in der die Klubs mit einem neuen Trainer und neuen Spielern die Weichen umstellen können. Oder es zumindest oft versuchen. So auch Hannover 96: Die Niedersachsen trennten sich am 27. Dezember von Mirko Slomka und präsentierten kurze Zeit später Tayfun Korkut als Nachfolger. Trotzdem muss Hannover noch immer um den Klassenerhalt bangen.

Zur Studie der UEFA geht es hier (auf Englisch).

(Grafik: UEFA; Bildquelle: Philipp Flury / pixelio.de)

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