96-Marketingleiter Capric: „Das tut natürlich schon weh“

Ich habe mit Nek Capric, Marketingleiter von Fußballbundesligist Hannover 96, über den derzeitigen Stellenwert von Sponsoring gesprochen. Ein paar seiner Aussagen konnten im Titelthema („Die Probleme des Sponsorings“) der aktuellen Februar-Ausgabe des Fachmagazins Sponsors untergebracht werden. Hier nun das komplette Gespräch unter anderem auch über das anstehende Ende des Vertrags mit Hauptsponsor TUI.

Herr Capric, es gibt Stimmen, die sagen, dass es Sponsoring künftig schwerer haben und es mehr Unternehmen geben wird, die davon Abstand nehmen und ihr Geld lieber sparen oder in andere Kommunikationsmittel stecken. Was meinen Sie dazu?

Capric: In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist es der Bundesliga nur punktuell schwer gefallen, Sponsoren zu gewinnen. Sponsoring ist in Deutschland eine Erfolgsgeschichte, vor allem in der Fußballbundesliga.

Trotzdem hört man von Vermarktern, dass selbst bei Top-Rechten wie Trikotsponsorships immer härter um einen neuen Vertragsabschluss gekämpft werden muss.

Capric: Zumindest bei unseren Partnern kann ich diese Tendenz nicht erkennen – wenn, dann auch hier nur punktuell. Jedoch gibt es immer mehr Verantwortliche in den Marketingabteilungen der Sponsoren, die der spezielleren Ausbildung geschuldet, sehr viel differenzierter bewerten: Was bringt es uns?

Dass erst AWD als Namingright-Sponsor und nun TUI als Hauptsponsor von Hannover 96 ihre Verträge nicht verlängern, werten Sie demnach nicht als Zeichen, dass Sponsoring tendenziell weniger attraktiv für die Unternehmen ist?

Capric: Nein. Auch wenn ich sagen muss: Wenn solch langfristigen Partnerschaften zu Ende gehen, dann tut das natürlich weh, keine Frage. Nur ist es in beiden Fällen ja keine generelle Entscheidung gegen Hannover 96 oder gegen Sponsoring. Das waren in beiden Fällen vielmehr unternehmenspolitische Entscheidungen.

Sie meinen, beide Unternehmen haben sich bekanntermaßen öffentlich einen generellen Sparkurs verordnet und dabei eben auch nicht vor dem Sponsoring halt machen können?

Capric: Zum Teil richtig, ja. Die Swiss Life-Übernahme hat das Sponsoring des AWD auf einen Prüfstand gestellt. Im Ergebnis ist keine Verlängerung zustanden gekommen. Bei der TUI ist es ein Sparkurs, der auch öffentlich zu verfolgen ist. Die Schlüsse sind klar. Wir respektieren und akzeptieren diese.

Was sagen Sie zu der Kritik von einzelnen Unternehmen, sie hätten mit den Rechtehaltern und Vermarktern vor allem beim Rechtekauf zu tun und würden dann bei der Aktivierung allein gelassen?

Capric: Faktisch ist der Sponsor für die Aktivierung selbst zuständig. Analysen haben aber ergeben, dass einige Sponsoren Hilfestellungen benötigen und gern in Anspruch nehmen. Deswegen gehen wir immer mehr dahin, zusammen mit den Sponsoren Konzepte zu entwickeln.

Haben Sie dazu ein aktuelles Beispiel?

Capric: Das Hannover-Team von Clubvermarkter Sportfive arbeitet mit dem Marketing-Team von Hannover 96 derzeit intensiv daran, was HDI mit dem neuerworbenen Namingright erreichen will. Das ist eine andere Herangehensweise als die bisherige. Bislang haben die Rechtehalter dargelegt, was sie bieten können. Nur ist das Angebot nicht immer im Detail mit den Zielen des Unternehmens abgeglichen worden.

(Bildquelle: Tobi Grimm / pixelio.de)

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  1. Petry: „Das ist die richtige Argumentation in einem Unternehmen“ - 10. Februar 2014 at 12:51

    […] eine optimale Wahl, um über aktuelle Fragen zum Stellenwert des Sponsorings zu sprechen. Wie beim Interview mit Nek Capric gilt: Ein paar seiner Aussagen konnten im Titelthema („Die Probleme des Sponsorings“) der […]

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