Hannover 96 tauscht Dauerkarten um und ärgert damit Fans

Das Verhältnis von der Clubführung von Hannover 96 um Martin Kind und einem Teil der Fans ist weiter höchst angespannt. Selbst Maßnahmen, die neutral betrachtet eigentlich kaum einen Grund für Ärger liefern, werden aktuell in der aktiven hannoverschen Fanszene als Anstoß für große Empörung genutzt. So nun bei einem Umtausch von Dauerkarten, der helfen soll, Randalierer künftig besser identifizieren zu können. Das Ganze sollte anderen Klubs eine Warnung sein wie man es sich offenbar unwiderruflich mit Teilen seiner Anhänger verderben kann.

In einem Schreiben an die Inhaber von Dauerkarten im Stadionbereich N16/17 Rote Kurve kündigt die Vereinsführung von Hannover 96 mit Blick auf die Ausschreitungen beim Spiel gegen Eintracht Braunschweig und den danach erfolgten Auswertungen von Kamerabildern an: die bisherigen Dauerkarten für den Bereich N16/17 Rote Kurve seien ungültig. Dafür würden neue Dauerkarten ausgestellt, auf der nun – und das ist die Neuerung – die platzgenaue Buchung abgedruckt sein wird. Damit könne man bei künftigen Ausschreitungen „den Radius derjenigen Personen einschränken, die alleinig zum Ziel haben, Hannover 96 zu schädigen“.

Wie das mit dem „Radius einschränken“ genau funktionieren soll, wird auch gleich mitgeteilt: „Wir werden sämtliche Personenkreise rund um den klar definierten Ort des Vergehens schriftlich kontaktieren und Sie aktiv in die Aufklärung und Identifizierung der Täter mit einbeziehen.“ Und genau an dieser Stelle liegt wohl für einige Fans der berühmte Hase begraben: So ätzen die Verfasser des Internet-Blogs Brief an Kind, dass dies ein weiterer Versuch sei, „den Kunden zum Spion, zum Denunzianten zu machen.“ Es zeige, dass der Verein die Fanseele nicht verstehe.

Nunja. Man könnte auch argumentieren, der Verein wolle sich eigentlich nur gegen Strafzahlungen an den DFB wegen verbotenem Abbrennen von Pyrotechnik schützen und zudem dafür sorgen, dass der Besuch eines Spiels auch für weniger Action suchende Fans attraktiv bleibt. So gibt es zwar genügend Bereiche im Stadion, in die Familien gehen können, ohne befürchten zu müssen, dass sie von brennenden Pyros getroffen werden.

Dennoch schaden Bilder wie jene beim Spiel gegen Braunschweig dem Image von Hannover 96 als familienfreundlicher Klub. Im Kopf eines Vaters, der sich weniger mit den Örtlichkeiten in der HDI Arena auskennt, könnte sich leicht festsetzen: Mit meinem Sohn kann ich dort nicht gefahrlos hingehen. Und auch Sponsoren werden solche Bilder als wenig Image fördernd bewerten.

Die oben wieder gegebene Meinung aus dem Fan-Blog ist aber keine Einzelmeinung. Sie scheint sich quer durch die Ultraszene von Hannover 96 zu ziehen. Und vor dem Hintergrund der bisherigen Auseinandersetzungen zwischen Vereinsführung und Teilen der Ultraszene sind sie zum Teil sogar zu erwarten gewesen. Immerhin hat das „Wir-Gefühl“ oder Gemeinschaftserlebnis für viele Fans eine große Bedeutung und scheint manchmal sogar noch wichtiger zu sein als der Sport. Insofern ist die Idee, jemanden aus dem eigenen Fan-Block beim Verein oder Polizei anzuzeigen, nachvollziehbar für Ultras und andere eingefleischte Anhänger völlig abwegig. Hier kollidieren offenkundig zwei unterscheidliche Philosophien aufeinander. Und bei so etwas kommt es dann schnell zu Überzeichnungen. Wie dieses aktuelle Beispiel einmal mehr zeigt.

(Bildquelle: Klicker / pixelio.de)

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