Wintermärchen 2.0: Deutschland richtet WM 2019 mit Dänemark aus

Das ist doch mal ein Traumstart für den neuen Präsidenten des Deutschen Handballbundes (DHB) Bernhard Bauer: Deutschland und Dänemark haben den Zuschlag für die gemeinsame Austragung der Handball-Weltmeisterschaft 2019 erhalten. Jedoch wird die WM in füneinhalb Jahren bei den aktuellen Problemen des DHB wenig helfen.

Am Montag gab der Weltverband IHF in Doha die beiden Gastgeber bekannt – und betritt damit Neuland: Erstmals werden zwei Verbände gemeinsam eine Handball-Weltmeisterschaft ausrichten. Wie das Turnier ablaufen soll, steht bereits in Grundzügen fest: Schauplatz des Endspiels wird Kopenhagen sein. Das Eröffnungsspiel soll in der Berliner O2 World stattfinden. „Der Grundgedanke ist, dass wir für den deutschen Teil im Süden beginnen und dann Richtung Norden wandern“, sagte DHB-Präsident Bauer gegenüber dem Sport-Informations-Dienst. Die beiden Halbfinals sollen daher in norddeutschen Hallen ausgetragen werden.

Der DHB hatte in der Bewerbung als beispielhafte Spielorte Berlin, Hamburg, Kiel, Köln, Mannheim und München genannt. Über die tatsächliche Auswahl soll aber erst verbunden mit dem Aufbau einer entsprechenden Organisation entschieden werden, teilte der DHB mit.

IHF-Pharao: „Wollen dem deutschen Handball helfen“

Die deutsch-dänische Bewerbung galt als Favorit, weil die beiden stärksten Konkurrenten Schweden und Norwegen ihre Kandidaturen am Freitag zurückgezogen hatten. Rückendeckung erfuhr die deutsche Kandidatur auch von IHF-Präsident Hassan Moustafa (69), der aufgrund seiner oft kritisierten Amtsführung auch als „Pharao“ bezeichnet wird. Noch vor der Wahl hatte er verlautbart: „Der deutsche Handball ist wie ein Thermometer für den Welthandball. Wir wollen helfen, dass es dem deutschen Handball bald wieder besser geht.“

Polen sowie Ungarn und die Slowakei, die ebenfalls eine Doppelbewerbung eingereicht hatten, gingen bei der WM-Vergabe leer aus. Nach 1938, 1958, 1961, 1982 und 2007 richtet der DHB die insgesamt sechste WM in Deutschland aus.

WM 2019 für aktuelle Probleme zu weit weg

Auch wenn die Freude über den Zuschlag natürlich groß ist und man allseits auf ein ähnliches „Wintermärchen“ wie 2007 hoffen kann, als der Handball auch dank des sportlichen Erfolges des DHB-Teams mit finalem Sieg einen immensen Schub erhielt und tausende Kinder in die Vereine stürmten um mal nicht wie sonst den Kloses oder Schweinsteigers nachzueifern, kann die Vergabe nicht bei den aktuellen Problemen helfen. Dafür ist die WM einfach noch zu weit weg. Lösungen zum Beispiel für die Anschlussförderung der erfolgreichen Junioren-Teams des DHB und dem damit einhergehenden Nachwuchsproblem im DHB-Seniorenteam müssen schneller her.

Dass im kommenden Jahr die Europameisterschaft ohne die Deutschen stattfindet ist für die Vermarktung der Sportart hierzulande eine Katastrophe – das hatte unlängst auch Bob Hanning beklagt, der als neuer DHB-Vize nun neue Impulse in den bis dato recht trägen Verband einbringen will. Man darf gespannt sein, ob Hanning auch beim DHB Erfolg haben wird. Schließlich hat Hanning auch schon dem HSV Handball und den Füchsen Berlin auf die Beine geholfen.

Schwer wird es aber auch mit Hannings Ideen und Bauers neuer Führung: Auch bei den Olympischen Spielen kann der Handball hierzulande keine neuen Fans über TV-Übertragungen gewinnen – die DHB-Auswahl hat für die Spiele ebenfalls nicht die Qualifikation geschafft und muss zusehen. So etwas darf im harten Kampf um die Gunst der deutschen Sportfans nicht noch einmal passieren.

(Bildquelle: Dieter Schütz / pixelio.de)

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