Zwanziger kritisiert DFB und zweifelt an WM 2022 in Katar

Ich habe mich ja etwas länger darüber ausgelassen, dass sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu den Missständen in Katar eigentlich kein Schweigen leisten kann. Dieser Meinung hat sich nun auch Theo Zwanziger angeschlossen und dies medienwirksam kundgetan. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung kritisierte der ehemalige DFB-Präsident und aktuelle Mitglied im Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbands FIFA indirekt die Passivität des DFB. Auch zu dem weiteren Vorgehen der FIFA hinsichtlich der WM 2022 sagt Zwanziger ein paar interessante Dinge.

Auf die Frage, warum von seinem Nachfolger beim DFB, Wolfgang Niersbach, nichts zu den unhaltbaren Arbeitsbedingungen bei den Bauarbeiten für die WM 2022 zu hören sei, antwortete Zwanziger zunächst zurückhaltend: „Da müssen Sie Wolfgang Niersbach fragen. Ich kontrolliere seine Arbeit nicht.” Dann legt er aber nach: „In wichtigen sportpolitischen Fragen wünschte ich mir natürlich, dass sich auch der DFB einschaltet. Aber das macht jeder in einer Führungsposition so, wie er es für richtig hält. Es gibt als Funktionär im Fußball allerdings nicht nur die schönen Seiten; auf der Tribüne sitzen, tolle Spiele sehen, interessante Leute treffen in den Vip-Räumen. Man hat auch eine gesamtpolitische Verantwortung, die sichtbar werden muss. Der DFB wird da weltweit als größter Nationalverband innerhalb der Fifa sehr ernst genommen. Das weiß auch Wolfgang Niersbach.” Deutlicher wird es auf dieser sportpolitischen Ebene selten.

WM 2022 in Katar auf der Kippe

Noch mehr zwischen den Zeilen lesen muss man bei den Antworten zum Thema, ob die FIFA die WM-Vergabe an Katar noch revidiert. Tut man dies aber, lässt sich erahnen, dass es derzeit sehr auf der Kippe zu stehen scheint, ob die WM 2022 in Katar stattfindet. Was ist, wenn das angestrebte Konsultationsverfahren scheitert und sich die verschiedenen Akteure des Weltfußballs nicht auf einen Termin für die Qatar-WM einigen können? Zwanziger macht deutlich, dass aus seiner Sicht eine WM 2022 nicht im Sommer in Katar stattfinden kann – aufgrund der zu hohen Temperaturen. Wenn sich die Akteure des Weltfußballs nicht auf einen Alternativtermin einigen könnten, es „sehr schwer, eine verantwortliche Ebene zu finden, um doch im Sommer zu spielen. Eine Sommer-WM in Qatar halte ich für ausgeschlossen und nicht verantwortbar. Jeder, der da ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Kopf durch die Wand will, der ist verantwortlich für jeden Todesfall, der dann dort passiert. Ich würde das nie mittragen.”

Da die Kataris aber auf den Termin im Sommer bestehen, ist die FIFA nun in einer Zwickmühle. Die Vorfälle auf den Baustellen könnte man daher eigentlich als einen willkommenen Ausweg für dei FIFA ansehen, um die WM-Vergabe revidieren zu können. Blöd nur, dass für die Vergabe nach Katar Schmiergelder geflossen sein sollen und es so schwer fällt, den Kataris die WM wieder wegzunehmen.

(Bild: Renate Franke  / pixelio.de)

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