Schalkes mangelhafte Krisenkommunikation

Greenpeace hat Fußball als Plattform für ihre Proteste entdeckt: Die Umweltschutz-Organisation hat bei der gestrigen Partie FC Basel gegen den FC Schalke 04 in der UEFA Champions League für eine Unterbrechung gesorgt. In der Schusslinie stand dabei der Energiekonzern Gazprom, Sponsor von Schalke und der UEFA Champions League. Anders als man denken könnte, fand ein Schalke-Manager das alles nicht so schlimm. Ein neuer Fall von mangelhafter Krisenkommunikation.

Das Spiel lief gerade mal vier Minuten als plötzlich vier Greenpeace-Aktivisten vom Stadiondach des St. Jakob-Park in Basel ein riesiges gelbes Transparent ausrollten. „Don’t Foul the Arctic“ stand dort geschrieben – ein Protest gegen Öl-Bohrungen des russischen Konzerns in der Arktis, wo vor wenigen Tagen russische Grenzschützer ein Greenpeace-Schiff gestürmt hatten. Die Polizei konnte die Aktion beenden und das Spiel nach rund fünfminütiger Unterbrechung fortgesetzt werden.

Platini schüttelt mit dem Kopf

Während UEFA-Präsident Michel Platini den Vorfall mit sichtbarem Kopfschütteln auf der Ehrentribüne beobachtete und auf das gestgebende Basel wohl eine Geldstrafe zukommt, war die eigentlich spannende Frage, wie sich die Verantwortlichen von Schalke 04 verhalten. Nehmen sie ihren Hauptsponsor in Schutz? Reagieren sie gar nicht? Oder setzen sie sich vielleicht sogar reflektierend mit dem Gegenstand des Protests auseinander? Wie schwer sich ein Verein mit Protesten gegen den Hauptsponsor tun kann, ist noch gut durch den Fall Werder Bremen und Wiesenhof in Erinnerung, wo die damaligen Verantwortlichen wie Thomas Allofs sich recht unbeholfen im Krisenmanagement übten. Überzeugend war das alles nicht und bestärkte nur die Kritiker des Geflügelfleisch-Produzenten.

Auch bei Schalke 04 hatte man sich bis dato wohl keine Gedanken gemacht wie man sich verhalten soll, wenn es zu – durchaus wahrscheinlichen – Protesten gegen Gazprom kommt. Eine Kommunikations-Strategie ist aus den Äußerungen, die Schalke-Sportvorstand Horst Heldt absonderte jedenfalls auch mit gutem Willen nicht zu erkennen. Dabei hätte man so etwas wie die Protestaktion am gestrigen Abend eigentlich voraussehen können und einen entsprechenden Krisenplan in der Schublade haben können.

Hätte, wenn und aber. Stattdessen plauderte Held ungerührt in ein Reportermikrofon: „Es ist wichtig, dass es solche Organisationen gibt, die sich für viele Aktionen einsetzen, die enorm wichtig für uns alle sind“, sagte er stattdessen. Aha. Fragt sich, was das heißen soll. Vielleicht dass Greenpeace damit Recht hat, Gazprom sei doof? Kaum zu glauben, dass Gazprom froh über solch einen Satz seines Partners ist.

Horst hat etwas Spannendes erlebt

Heldt versuchte dann noch das Ganze auf eine menschliche Ebene zu hieven: Er habe den Zweck der Aktion zunächst nicht korrekt wahrgenommen: „Ich habe erst gedacht, das ist irgendeine Aktion der UEFA gegen Rassismus oder so etwas.“ Das klang ganz so wie ein Erlebnisbericht des kleinen Horst, der von einem spannenden Erlebnis erzählt, sich aber noch gar nicht bewusst ist, was er da überhaupt miterlebt hat. Und siehe da: „Das hab ich auch noch nicht erlebt. Naja, das hat zehn Minuten gedauert, und dann waren sie auch schon wieder weg.“ War also gar nicht so schlimm, ist ja nichts passiert, oder wie? Eine offizielle Stellungnahme zu dem Vorfall gibt es übrigens bis dato nicht.

(Bild: Erich Westendarp / pixelio.de)

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